Der jüngste Artikel in der Kronen Zeitung („Die Löhne sind weiter ungleich“, 13. Februar 2024) thematisiert die fortbestehende Lohnungerechtigkeit zwischen Männern und Frauen und verweist dabei auf Maßnahmen der burgenländischen Landesregierung unter Hans Peter Doskozil. LAbg. Michelle Whitfield, Frauensprecherin, sieht darin jedoch wenig Substanz:
„Im öffentlichen Dienst gibt es keine Unterschiede in der Bezahlung zwischen Männern und Frauen. Frau Landesrätin Daniela Winkler sollte das wissen. Es ist daher irreführend, wenn der Mindestlohn als Fortschritt in Sachen Equal Pay dargestellt wird. Dieser hat mit der Lohnungleichheit in der Privatwirtschaft nichts zu tun. Der oft zitierte Gender Pay Gap ist nicht allein auf Diskriminierung zurückzuführen, sondern spiegelt auch Unterschiede in Berufswahl, Arbeitsstunden und Karriereprioritäten wider. Wer nur auf das Durchschnittseinkommen von Männern und Frauen schaut, ohne diese Faktoren zu berücksichtigen, vereinfacht die Debatte über Gerechtigkeit auf unzulässige Weise. “
Besonders kritisch sieht Whitfield die fehlende Lohntransparenz in landeseigenen Betrieben: „Wenn wir Ungerechtigkeiten beseitigen wollen, müssen Unternehmen wie der Konzern Burgenland endlich ihre Gehaltsstrukturen offenlegen.“ Nur durch eine transparente Offenlegung der Löhne könne sichtbar gemacht werden, wo es noch Benachteiligungen gibt und wo nachgebessert werden muss.
Warum Lohntransparenz entscheidend ist
Lohntransparenz ist eines der effektivsten Mittel, um den Gender Pay Gap zu verringern, weil sie sowohl strukturelle als auch individuelle Hürden abbaut. Hier sind die wichtigsten Gründe, warum sie wirkt:
1. Sichtbarkeit schafft Druck und Fairness
o Wenn Gehälter offengelegt werden, können Frauen erkennen, ob sie für gleiche oder gleichwertige Arbeit weniger verdienen als männliche Kollegen.
o Unternehmen stehen unter öffentlichem Druck, Ungleichheiten zu erklären und zu beseitigen.
2. Verhindert geheime Diskriminierung
o In vielen Firmen werden Gehälter individuell und oft intransparent verhandelt. Männer neigen dabei oft zu höheren Gehaltsforderungen.
o Mit Transparenz wird klar, ob Frauen systematisch benachteiligt werden.
3. Stärkt die Verhandlungsmacht von Frauen
o Durch transparente Gehaltsstrukturen wissen Frauen, was sie realistischerweise verlangen können.
o Sie können sich gezielter auf Gehaltsverhandlungen vorbereiten.
4. Fördert objektivere Gehaltsstrukturen
o Unternehmen müssen Kriterien für Löhne klar definieren, wodurch willkürliche oder unbewusst diskriminierende Lohnentscheidungen seltener werden.
o Tarifliche oder strukturell festgelegte Löhne verringern die Einkommenslücke.
5. Setzt Anreize für Unternehmen, fairer zu bezahlen
o Firmen, die durch Lohntransparenz einen Pay Gap offenlegen, müssen sich rechtfertigen und Lösungen finden.
o Gleichstellung wird nicht nur ein Lippenbekenntnis, sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit.
o Eine erzwungene Angleichung der Gehälter zu mehr Gerechtigkeit ignoriert die Bedeutung von Kompetenz, Erfahrung und Leistung als entscheidende Faktoren für das Einkommen.
6. Führt langfristig zu weniger Vorurteilen
o Je mehr Transparenz es gibt, desto mehr normalisiert sich die Idee gleicher Löhne für gleiche Arbeit.
o Vorurteile, dass Frauen „von Natur aus weniger verdienen“ oder „schlechter verhandeln“, werden entkräftet.
Internationale Beispiele wie Island oder Schweden, wo Lohntransparenz gesetzlich vorgeschrieben ist, zeigen, dass sich der Gender Pay Gap durch diese Maßnahme deutlich verringert hat. Auch Unternehmen, die freiwillig Löhne offenlegen, weisen geringere Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen auf.
LAbg. Michelle Whitfield fordert daher die burgenländische Regierung auf, konkrete Maßnahmen zur Beseitigung von Lohnungleichheiten zu setzen: „Die burgenländische Regierung muss endlich erklären, wie sie bestehende Gehaltsunterschiede ausgleichen will – anstatt mit Symbolpolitik zu punkten. Ein erster Schritt wäre die sofortige Offenlegung der Gehälter im Konzern Burgenland. Der Fokus sollte auf Chancengleichheit liegen, nicht auf einer erzwungenen Gleichheit der Ergebnisse.“